Das Highlight waren die Wettbewerbsfilme – Fabian (43) berichtet

Das Highlight dieses bunten und fröhlichen Bergfilm-Festivals 2023 war für mich die eigentliche Bergfilmnacht. Fünf Wettbewerbsfilme waren zu sehen, und danach konnte das Publikum seinen Favoriten wählen, was mir in diesem Jahr äußerst schwerfiel.

Der erste Film, „Packrafting the Alps: mit dem Boot ÜBER die Alpen“, begleitete drei Freunde auf ihrem ambitionierten Weg über diverse Gipfel der Allgäuer Hochalpen in Richtung Süden. Der Clou: Das Gepäck für die Bergtour der Jungs enthielt auch drei kleine Schlauchboote, mit denen sie den Rückweg nach Deutschland auf dem wilden Lech bestreiten wollten. Ein humorvoller Feel-Good-Movie über die Liebe zur heimischen Bergwelt auf alten und neuen Wegen…

„24 Stunden Odysee“ – Schon der Titel des zweiten Films im Wettbewerb deutete die Dramatik an, die uns nun erwartete. Die „Odysee“ genannte schwierigste Route der Eiger Nordwand ist für Barbara Zangerl und Jacopo Larcher nicht neu. Doch der Versuch, die 1400 Höhenmeter an einem einzigen Tag zu bewältigen, bringt das Paar in die Grenzbereiche der eigenen Leistungsfähigkeit. Die großartigen Klettersequenzen, ganz nah dran an den beiden Kletternden, der Klang ihres Atems beim zweisamen Kampf mit dem berüchtigten Berg – ich war schwer beeindruckt von diesem mutigen Rekordversuch und von der filmischen Umsetzung.

Der dritte Wettbewerbsfilm „Im Herzen der Berge“ versucht die Faszination einzufangen, die drei außergewöhnliche Frauen mit den Dolomiten verbindet. Und ich finde, es ist gelungen: Die Glückseligkeit, die die Drei in „ihren“ Bergen empfanden, die Ehrfurcht vor der Natur und der unbändige Wille, genau dort zu sein, war mit Händen zu greifen…

Nach der kurzen Imbiss-Pause ging es mit „Meisternorm im Alleingang“ weiter. Dieser Film ließ mich ratlos zurück. Einerseits war ich schwer beeindruckt über den Filmemacher, der in diesem Film dokumentiert, wie er an nur einem Tag 12 Wege in der Sächsischen Schweiz kletterte. Ohnehin eine schwere Herausforderung für erfahrene Kletternde. Anton Schröter will die Meisternorm aber free solo klettern. Und dieser Umstand macht mir Bauchschmerzen – während des Sehens und später auch. Dieser junge Kerl, der mit der Leichtigkeit einer Spinne zu klettern scheint, ist auch für den Film und die Bilder darin verantwortlich. Mehr als einmal hängt er lässig an einem Arm über dem Abgrund, lässt jeden vermeintlich natürlichen Respekt vor dem Berg, ja dem Tod vermissen. Auch sein Kommentar im Film zeugt für mich von einer bisher nicht erschütterten, selbst empfundenen Unfehlbarkeit. Man will den Jungen schütteln und sagen: „Du bist ein phantastischer Sportler. Aber schnall Dich gefälligst an. Denn irgendwann fällt jeder mal…“

Den Abschluss des Wettbewerbs bildete „Egoland“, ein tragikomisches Gipfeldrama um zwei Bergsteiger, die in der Einsamkeit des Gipfels ihren wahren Charakter zeigen. Der Animationsfilm über die Moral am Berg funktioniert ohne Sprache, abgesehen von dem Grunz-Esperanto der Helden. So ging der Wettbewerb mit viel Gelächter zu Ende.

Insgesamt ist mir der immer beeindruckendere Einsatz der Drohnenfilmtechnik aufgefallen: Jeder der Beitragsfilme, „Egoland“ mal ausgenommen, setzte die selbstgemachten Luftaufnahmen ein und macht damit das Erlebnis der Berge für die Zuschauer viel eindrücklicher. Am Ende hat „24 Stunden Odysee“ das Publikum am meisten überzeugt. Ein, wie ich finde, würdiger Sieger in einem vielseitigen und hochklassigen Wettbewerb. Ich freu mich schon auf nächstes Jahr…

Fabian (43)